Bienenland Grafschaft?
Etwa 2/3 der Grafschafter Flächen werden landwirtschaftlich genutzt. Der Anteil liegt deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. Der Anteil unserer bewaldeten Flächen ist etwa halb so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Es ist also klar, wie wichtig es besonders hier in der Grafschaft ist, das Umweltbewusstsein der Landwirte, der Behörden und der Bürger zu schärfen und auf die Einhaltung geltender Naturschutzgesetze und -richtlinien zu achten.
Das schwerwiegende Problem des Insektensterbens dürfte uns mittlerweile allen bekannt sein. Es ist wohl schon einige Sommer her, dass wir Insekten von den Windschutzscheiben und Fronten unserer Autos kratzen mussten – oder sollte man inzwischen sagen: „durften“?
Interessante Informationen zum Thema Insektensterben liefert der SWR in der Sendung „odysso“.
Hier einige Ausführungen des NABU über die Ursachen des dramatischen Insektensterbens:
Beispiel Pestizide: Deutschland gehört zu den vier EU-Mitgliedstaaten, die am meisten Pestizide verbrauchen. Im Durchschnitt der letzten zehn Jahre wurden jährlich etwa 15.000 Tonnen Herbizide und knapp 1.000 Tonnen Insektizide eingesetzt. Totalherbizide wie Glyphosat vernichten sämtliche Ackerbeikräuter und minimieren damit entscheidende Nahrungs-, Nist- und Überwinterungsquellen für Insekten. Insektizide wie Neonicotinoide wiederum, von welchen in den letzten Jahren durchschnittlich etwa 300 Tonnen pro Jahr eingesetzt wurden, führen letztlich zum direkten Tod oder vermindern die Orientierung- und Fortpflanzungsfähigkeit.
Beispiel Monotonie: Monotone Äcker aus Mais, Raps oder Getreide bestimmen vielerorts das Bild unserer Kulturlandschaft. Verengung der Fruchtfolgen, fehlende Strukturen wie Feldgehölze, Acker- und Gewässerrandstreifen sowie Überdüngung führen zu einer enormen Minimierung der Pflanzenvielfalt – mit der Folge, dass beispielsweise wichtige Nahrungshabitate für Insekten verloren gehen. Auch durch den Verlust ökologisch hochwertiger Flächen wie Brachen oder extensiv genutztes Grünland werden Insekten notwendige Lebensräume entzogen.
Flächenfraß: Für den Bau von Infrastruktur, Gewerbeflächen oder Siedlungen werden ganze Lebensräume zerstört. Jedes Jahr werden 24.000 Hektar neu versiegelt, das sind etwa 70 Hektar pro Tag.
Durch die Flurbereinigung in der Oberen Grafschaft sind dort sehr viele Feldwege und damit die Randstreifen komplett weggefallen. Die verbliebenen Randstreifen lässt die Gemeinde regelmäßig mähen und Gehölz wird teilweise unfachmännisch bis an die Stämme heran zurückgeschnitten.
Oftmals werden Äcker bis nah an die Wege heran bearbeitet. Wenn der Bewuchs auf den verbleibenden schmalen Randstreifen dann auch noch mit Unkrautver- nichtungsmitteln abgetötet wird, bleibt kein Lebensraum mehr für Insekten. Damit ist dann auch vielen Vogelarten die Nahrungsgrundlage entzogen.
Wir müssen die natürliche Vielfalt der Landschaft wiederherstellen und die gravierenden politischen Fehler rückgängig machen. Dafür braucht es dringend ein politisches Umdenken in der Grafschaft. Das wird es aber nur geben, wenn wir Bürger uns der Probleme und Ursachen bewusst werden. Die Schuld ausschließlich der Politik und der Landwirtschaft zuschieben? Damit ist es nicht getan.