Brauchen wir Umgehungsstraßen in der Grafschaft?
Der Bau einer Umgehungsstraße bedeutet massive Eingriffe in Flora und Fauna. Zusätzliche Flächenversiegelung würden die Gefahren durch Starkregen in der Grafschaft noch weiter erhöhen. In der Regel hat eine solche Straße für einige Menschen Vorteile, für andere Nachteile. Die Umweltschäden sind für alle von Nachteil. Und natürlich kostet der Bau Steuergelder. Es ist also zwischen all diesen Belangen abzuwägen und die Notwendigkeit und Dringlichkeit ins Verhältnis zu setzen. Fällt die Entscheidung für einen Bau, müssen die Beschädigungen an der Natur durch entsprechende Maßnahmen ausgeglichen werden.
Für die angedachten Umgehungsstraßen, für die nun eine Machbarkeitsstudie durchgeführt werden soll, werden folgende Begründungen angeführt:
- Unsere Dörfer sind regelmäßig durch Ausweichverkehr bei Staus auf der A61 stark belastet.
- Es haben sich u.a. sogar tödliche Unfälle auf der A61 ereignet.
- Die Verkehrszahlen steigen stetig und die vorhanden Straßen sind für die zukünftigen Verkehrsbelastungen nicht ausgelegt.
Die Ursachen für die Staus auf der A61 müssen auf der Autobahn selbst behoben werden und nicht durch den Bau von Autobahn-Umgehungsstraßen, die Fernverkehr quer durch die Grafschaft leiten. Der Stauschwerpunkt auf der A61 wurde von Experten untersucht und soll mit dem Ausbau auf 6 Fahrspuren beseitigt werden. Im Bundesverkehrsewegeplan ist die Dringlichkeit des Ausbaus als "Vordringlicher Bedarf" eingestuft. Mit dem Ausbau wird laut Prognose die Engstelle und damit der Unfallschwerpunkt vollkommen beseitigt. Eine weitere Verkehrsberuhigung wird in Zukunft zudem durch den Einsatz selbstfahrender Kraftfahrzeuge erwartet. Anstatt Umgehungsstraßen zu planen, auf denen dann Fernverkehr quer durch die Grafschaft geführt würde, sollte der Lkw-Verkehr strikt auf Anliegerverkehr begrenzt werden.
Bezüglich des angeblich stetig steigenden Verkehrsaufkommens empfiehlt sich ein Blick auf die von der BASt veröffentlichten Ergebnisse der vielen automatische Zählstellen. Dort sind die Verkehrszahlen ab dem Jahr 2003 einsehbar. Hier einige Diagramme mit den Zahlen aus den Zählungen rund um die Grafschaft und daraus gebildeten Trendlinien im Vergleich zu Prognoselinien, die von 16% allgemeinem Verkehrszuwachs (wie beispielsweise bei der Planung der Umgehung-Esch angesetzt) ausgehen:
Automatische Zählstellen: A61 Miel, Ringen, Ahrtal / B257 Hönningen / B266 Bodendorf / B267 Mayschoss
Tatsächlich ist das Verkehrsaufkommen rund um die Grafschaft also recht konstant und hat teilweise sogar abgenommen. Dies bestätigen auch die von der BI Holzweiler-Esch 2015 zur geplanten Umgehung-Esch selbst durchgeführte Verkehrszählung im Vergleich mit der VERTEC-Zählung aus dem Jahr 2007. Damit ist also auch Punkt 3 der angeführten Begründungen für den Bau von Umgehungsstraßen durch die Grafschaft widerlegt. Insgesamt wird klar, dass der Bau von Umgehungsstraßen durch die Grafschaft unverhältnismäßig wäre. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Schäden an der Natur gar nicht ausgeglichen werden können, weil wohl keine Ausgleichsflächen mehr zur Verfügung stehen.